Die Geschichte der Wohnmobile

Wohnmobile und Wohnwagen sind längst ein gewohnter Anblick auf unseren Straßen und Campingplätzen. Ihre in den letzten Jahren stetig steigende Zahl spiegelt deutlich den Wunsch vieler Menschen nach Individualität und Ungebundenheit wider. Gleichzeitig vermittelt ein modernes Reisemobil das Gefühl von Zuhausesein und Geborgenheit.
Ein Caravan, ein Wohnwagen ohne Motor, bildet den Ursprung heutiger Reisemobile. Gleichzeitig ist er die Grundlage des Überbegriffs Caravaning für die Form des Campings im Wohnwagen oder Wohnmobil.

Mobile Wohnungen gibt es seit vielen Jahrhunderten

Historische Quellen erwähnen unterschiedliche Formen von Reisewagen aus dem römischen Straßenverkehr sowie aus dem Mittelalter. Marco Polo beschreibt beispielsweise „einen Wagen der Tataren, der von Ochsen gezogen wurde und sich mit Zeltplanen bedeckt zu einer Lagerstatt erweitern ließ.“

Im 17. Und 18. Jahrhundert wurden Reisewagen von berühmten Persönlichkeiten wie Kardinal Richelieu und Kaiser Napoleon Bonaparte genutzt, ebenso wie von jungen Adligen, die sich auf einer Bildungsreise befanden. Selbst Johann Wolfgang von Goethe reiste in einer zweiachsigen Wohnchaise.

Die nur auf Knien begehbaren Schäferkarren des 17. Jahrhunderts wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts so gebaut, dass man darin stehen konnte. Sie enthielten ein Bett, eine kleine Tischplatte und eine Sitzbank und dienten dem Schäfer als mobile Unterkunft und Vorratsdepot für sich und seine Herde.

Im Jahr 1931 wünschte sich die Malerin und Verlobte Fridel Edelmann von Arist Dethleffs einen Wagen, in dem sie ihren späteren Ehemann begleiten und in dem sie auch malen könnte. Als der Allgäuer ihr diesen Wunsch erfüllte, indem er eigenhändig ein „Wohnauto“ mit drei Schlafplätzen und einem Hubdach baute, legte er damit den Grundstein für eine boomende Industrie in Deutschland.

Sparsam ausgestattete Modelle der 1950er Jahre

Nach dem Krieg gehörten zur Zielgruppe des Wohnwagenbaus zunächst Ingenieure und Handlungsreisende im Wiederaufbau, die sich jetzt aufgrund der dürftigen Übernachtungsmöglichkeiten mit einem Wohnwagen ausstatteten, sowie Theatergruppen.

Bereits 1950 ließ sich der VW-Transporter T1 mithilfe der Campingbox vom Zulieferer Westfalia vom alltagstauglichen Transporter zum praktischen Campingbus umbauen. Dank der laufenden Verbesserung des Komforts wurde die Box 1958 durch komplett zu einem Wohnmobil umgerüstete VW-Busse ersetzt. Schon ein Jahr später wurde der tausendste VW-Umbau gefeiert.

Hersteller wie die westfälische Karosseriebaufirma Mikafa, der Konstrukteur Erwin Hymer oder die Firma Bürstner begannen mit dem Bau erster Wohnwagen und Wohnmobile.

Der Wirtschaftsaufschwung – Rasante Zuwächse in den 1960er und 1970er Jahren

Bedingt durch höhere Einkommen und eine niedrige Arbeitslosenquote konnten sich jetzt mehr und mehr Familien in Westdeutschland einen Jahresurlaub im Süden leisten, um eine zweiwöchige Auszeit zu genießen und einen neuen Reisestil zu entdecken – das Camping auf Rädern.

Eine höhere Mobilität gepaart mit dem Wunsch nach einer soliden Ausstattung wurde jetzt zur Herausforderung für die Entwickler. Wohnwagen und Bulli bekamen zaghaft Konkurrenz, unter ihnen der Caravano, Erwin Hymers erstes Reisemobil. Umgerechnet knapp 10.000 Euro musste man damals für diesen mobilen Luxus ausgeben.

Erst 1971 startete Hymer in die Reisemobil-Serienfertigung. Das Knaus-Stammwerk entstand 1970 in der Nähe von Passau.
Immer mehr Unternehmen erkannten nun die Zeichen der Zeit. Wer heute ein Wohnmobil kauft, kann auf erfahrene Hersteller wie die Karosseriewerke Weinsberg, die Tabbert-Industrie-AG, Frankia, Bürstner oder TEC zurückgreifen, die damals anfingen, zusätzlich zu ihren Wohnwagen auch Motorcaravans herzustellen.

ein historisches Reisemobil

Ein weiterer Umstand beflügelte das Wachstum der Wohnmobilbranche: Die 1974 erlassene Campingplatzverordnung regulierte die immer knapper werdenden Stellplätze. Da Reisemobile zu den Pkw zählten, durften sie weiterhin auch außerhalb der Campingplätze stehen.

Weitere Aufwärtsentwicklung in den 1980ern

Der campingplatzunabhängige und spontane Urlaub in Verbindung mit neuen Freizeitsportarten fand immer mehr Anhänger und bescherte der Wohnmobilbranche Ende der 80er Jahre Rekordzuwächse, die den Wohnmobiltourismus endgültig als eigenständige Urlaubsform etablierten. Der Markt veränderte sich, es gab Neugründungen und Übernahmen unter den namhaften Reisemobilherstellern.

Die schon vorhandenen vielfältigen Aufbauarten zeigten noch andere Vorlieben der Käufer. Teilintegrierte galten noch als ausgefallen, dafür waren Modelle mit Alkoven sehr beliebt. Der zweckmäßige äußere Aufbau wurde nun zunehmend durch eine gemütliche Inneneinrichtung ergänzt, um auf diese Weise breitere Käuferschichten anzusprechen.

Der Mauerfall und die Wendezeit um 1990 entfachten die Entdeckerlust für bis dahin verbotene Welten und verhalfen dem Wohnmobiltourismus zunächst zu einem Boom bis zur Mitte der 90er Jahre.

Reisemobile im Osten Deutschlands erst nach der Wiedervereinigung

Ostdeutsche Camper verreisten bis zur politischen Wende im Wohnwagen und eroberten damit die Länder des Ostblocks. Für die einachsigen Modelle musste man allerdings jahrelange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Wem das zu lange dauerte, legte selbst Hand an: Freiheitsliebende Tüftler und Bastler realisierten ihre Caravanträume, indem sie sich das nötige Material durch Tauschgeschäfte besorgten oder geeignete Bauteile aus alten Autos verwendeten.

Einer der ersten deutschen Wohnanhänger, das „Dübener Ei“, wurde bereits 1936 entwickelt und ging 1955 in die Serienproduktion. Bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 1990 wurden nicht mehr als 2200 der beliebten Kuschelkugeln fertiggestellt, die Mangelwirtschaft machte sich auch hier bemerkbar.

Schwierige Zeiten vor der Jahrtausendwende

Das Erstarken der deutschen Wirtschaft und das Ende des Kalten Krieges weckten nun die Sehnsucht der Deutschen nach entfernten Ländern. Pauschalreisen und Billigurlaube wurden immer beliebter, Flugreisen waren aufgrund des niedrigen Ölpreises so günstig wie nie zuvor. Die Attraktivität des früher beliebten Campingurlaubs war an einem Tiefpunkt angelangt.

Niedrigere Preise, verbesserte Sicherheitseinrichtungen und technische Neuerungen sollten den Markt aus seiner Talfahrt zurückholen.
Ausgebaute Campingbusse waren teilweise günstiger als ein bloßer Kastenwagen und wurden ein Verkaufsschlager, der bis heute anhält.
Die Kunden legten zunehmend wert auf Details wie einen individuell passenden Grundriss oder eine Heckgarage für mehr Zuladung. Teilintegrierte Fahrzeuge wurden wieder häufiger verkauft.

Wechselvolle Jahre bereinigten den Markt

Seit dem Jahr 2002 bis heute konnte die Wohnmobilindustrie mit kurzen Unterbrechungen deutlich zulegen, auch dank des wieder gestiegenen Ölpreises und verschärfter Flughafenkontrollen.
Die Hersteller wurden mutiger und innovativer. Veränderte Fronten, verschönertes Design und Platzoptimierung im Innenraum bewirkten ein Ansteigen der Zulassungszahlen von Wohnmobilen.

Zum Anfassen – Geschichte und Gegenwart der fahrenden Ferienhäuser

Im oberschwäbischen Bad Waldsee wurde 2011 Deutschlands erstes Wohnmobilmuseum eröffnet. Auf 6000 Quadratmetern stehen die von Erwin Hymer gesammelten Modelle aus der Geschichte des mobilen Reisens und laden zu einer Entdeckungstour durch eine 80-jährige spannende Entwicklung ein. Unter den mehr als 80 historischen Wohnwagen und Reisemobilen können zum Teil exotische Exponate bewundert werden.

Wegweisendes Messeergebnis: Wohnmobile erzielen Verkaufsrekorde

Das Caravaning als Urlaubsform gewinnt immer mehr an Bedeutung: Der Caravan Salon Düsseldorf 2015 konnte mit neuen Rekordergebnissen an Besuchern und Verkäufen aufwarten.

Interessenten können in Düsseldorf über 2000 ausgestellte Fahrzeuge für jeden Anspruch und Geschmack bestaunen. Wer mit der Absicht kommt, ein Wohnmobil zu kaufen, findet vom kompakten Kastenwagen bis zum Luxusliner alles, was das Camperherz begehrt.

Denjenigen, die nicht so viel Geld ausgeben möchten, steht ein dichtes Händlernetz für Wohnmobilankauf und -verkauf zur Verfügung, um sich den Traum von Freiheit und Abenteuer zu erfüllen oder einfach jenseits von hektischem Alltag und Pauschalurlaub der Natur ein Stück näher zu sein.

Weitere Informationen auf Wikipedia.

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